Fotos der Installation (© Sabine Maier)

Vorsicht Seitenwind oder Don Quichote im Wiener Becken

Ein dringliches Problem moderner Industrialisierung ist die Energieversorgung: Ist Energie quasi unbegrenzt vorhanden, und: Stammt sie aus ökologisch vertretbaren Quellen? Erneuerbar ist wunderbar. Aus diesem Bemühen entstanden zahlreiche Windkraftwerke, so auch im Wiener Becken in weitem Bogen von der Leitha bis zur slowakischen Grenze. Eine der attraktivsten Energie-Utopien war jedoch schon immer das Perpetuum Mobile, das aus sich selbst genug Energie erzeugt, um sich selbst zu betreiben. Sämtliche Energieprobleme wären gelöst, könnte man den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik überlisten. Sich selbst erneuern ist noch wunderbarer.

Obwohl sich Patentämter seit 1775 standhaft weigern, Arbeiten zum Thema Perpetuum Mobile zu prüfen, haben Erfinder und Utopisten immer wieder versucht, dem Geheimnis sich selbst erneuernder Energie auf die Schliche zu kommen. Vor dem Windpark in Prellenkirchen installiert das Künstlerkollektiv alien productions seine Version des Perpetuum Mobile: Haarföhne auf hohen Stangen, die maßstabgetreu die Formation der gegenüber liegenden Windräder spiegeln. Malerisch aufgestellt am Ende der Kellergasse, genau in der Achse der Hauptwindrichtung, entsteht der Eindruck, die Föhne würden die Räder antreiben und diese wiederum die Föhne mit Energie versorgen. Eine Computersteuerung betreibt ihre kleinen Motoren mit einer eigens für die Installation komponierten Sequenz. Sie spielen ein rhythmisierendes Pattern, das dem Wind antwortet, der über die Ebene streicht.

Die mächtigen Windräder und die winzigen Föhne ergeben das Bild einer absurden closedcircuit-Installation: David, der Goliath antreibt.

Don Quichotes Kampf für die Windmühlen?